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Bestattungsrituale im Christentum, Judentum und Islam

| Friedhofskultur

Dem würdigen Gedenken der Toten misst man quer durch alle Kulturen, Religionen und Zeiten eine große Bedeutung bei. Allen Bestattungen in unterschiedlichen Kulturen ist eines gemeinsam: Die Hinterbliebenen führen Trauerrituale durch, um den Toten zu gedenken, die eigene Trauer auszuleben, Zeichen der Erinnerung zu setzen und die Würde des Menschen über den Tod hinaus zu zelebrieren.

„Bei uns sind es die Friedhöfe, die dem Gedenken seit Jahrhunderten Form und Raum geben“, beschreibt Susanne Böse vom Grabmalzentrum Böse in Großenlüder.

Würde des Menschen über den Tod hinaus

Die christliche Bestattungskultur ist geprägt von der Hoffnung, dass die Verstorbenen wie Jesus zum Leben auferstehen und für immer bei Gott sein werden. In der Begräbnismesse kommt der Glaube an die Auferstehung in besonderem Maße zum Ausdruck. Hinzu kommt die Bedeutung der christlichen Erinnerungskultur, zu dem auch die Grabpflege gehört. Denn Trauer und Totengedenken brauchen einen konkreten Ort und konkrete Zeichen. In der katholischen Tradition gelten Grabkranz, Grableuchte und ein Gefäß mit Weihwasser als religiöse Zeichen. Der Name des Verstorbenen in der Inschrift des Grabsteins unterstreicht seine Einzigartigkeit als Individuum. Über eine persönliche Symbolik, die für den Verstorbenen steht, wird seinem Wesen gedacht. Individuelle Steine, die durch ihre Symbolkraft zum Ausdruck des Lebens und des Erinnerns werden, hält das Grabmalzentrum Böse in Großenlüder in seiner umfangreichen Grabmalausstellung bereit.

Kieselstein als Gruß

Im jüdischen Glauben ist die Erdbestattung vorgeschrieben, wobei ein jüdisches Grab für die Ewigkeit bestehen bleibt und auch der Grabstein nicht entfernt wird. Die Grabgestaltung auf jüdischen Friedhöfen ist vergleichsweise schlicht. Dies beruht auf dem Grundgedanken, dass im Tod alle Menschen gleich sind. Auch Grabpflege und Blumenschmuck sind im jüdischen Glauben nicht üblich. Stattdessen sind die Gräber mit Efeu und Gras bedeckt. Beim Besuch auf dem Friedhof legen die Hinterbliebenen kleine Kieselsteine als Gruß auf dem Grabstein ab.

Erdbestattung ohne Sarg

Im Islam muss der Verstorbene sehr schnell, möglichst noch am Tage des Todes beerdigt werden. Die islamische Bestattung beginnt mit einem Gebet, dem die Totenwaschung folgt. Anschließend wird der Verstorbene in weiße Tücher eingewickelt. Muslime werden ohne Sarg begraben und ausschließlich erdbestattet. Wenn eine Bestattung ohne Sarg nicht möglich ist, wird zumindest ein einfacher Sarg verwendet. Im Grab liegt der Leichnam dem Mekka zugewandt. Statuen oder schmiedeeiserne Ornamente sind auf islamischen Friedhöfen tabu, genauso wie Blumenschmuck und Grabpflege. Denn islamische Gräber werden nicht bepflanzt, sondern lediglich mit einfachen Grabsteinen versehen und weitgehend der Natur überlassen.

Orte der inneren Einkehr

So unterschiedlich die Gedenkstätten der verschiedenen Religionen sein mögen, haben sie doch eines gemein: Sie sind Orte der Einkehr, Orte, an denen man sich an die Vorfahren erinnert und Orte, an denen man die Toten dem Vergessen entreißt. Es sind Orte der inneren Einkehr, um eine Auszeit zu nehmen von der Hektik des Alltags. So sind Friedhöfe mehr als Orte individueller Erinnerung: Sie sind sichtbarer Ausdruck unserer Gesellschaft, unserer Kultur und geben der Trauer eine Heimat.